„Die Ehe etwa wird sich nie aus etwas andrem erneuern, als woraus allzeit die wahre Ehe entsteht: daß zwei Menschen einander das Du offenbaren. Martin Buber, Religionsphilosoph, Ich und Du (1923)
Paarbeziehungen konstituieren unser Selbst-Sein mit
Der andere, das DU, und damit die Beziehung zwischen beiden, ist immer mitgegeben,
manifest oder latent, ermöglicht sie größtes Glück wie Unglück
Seelische Gesundheit ist immer auch eng mit unserer Beziehungssituation verwoben
Störungen sind oft mit dem DU verbunden:
- als Ursache: „mir geht es schlecht, wegen der Beziehung!“
- als Folge in der Beziehung: „uns geht‘s schlecht, weil es mir /Dir schlecht geht!“
- als Doppelpack: „es geht uns beiden schlecht; wir bewegen uns in einem Teufelskreis
Folgen für die nächste Generation: die Kinder, die Gesellschaft
- Einzeltherapien drohen ohne Paarbezug zu scheitern
- oder können zum Scheitern der Partnerschaften führen
Diesen Kreislauf kann man oft unterbrechen durch Paargespräche!
Intimität ist das Hauptinstrument zur Affektregulierung in Paarbeziehungen Es gibt eine Vielfalt von Gefühlen, die in jedem wirksam sind. Emotionen heizen Konflikte an. Im Kampf um Einfluss in der Partnerschaft brechen sich Bedürfnisse nach sicherer Bindung, eigenständiger Identität und wechselseitiger Attraktivität in Gefühlen Bahn. Erregung und Spannung führen zur Sehnsucht nach sexueller Vereinigung, Angst löst Fluchtimpulse aus, Wut führt zu Angriff oder Verteidigung. Solange die Partner von wechselseitiger Bestätigung abhängig sind, kontrolliert immer die Person, die das geringere Bedürfnis nach Intimität hat, den Grad an Intimität in der Beziehung. Die Erwartung, dass der andere Ängste und Stress abpuffert und man nicht selbst Fähigkeiten zu ihrer Regulierung entwickeln muss, nimmt jeder Beziehung ihre Flexibilität und macht beide Partner stressanfälliger. Intimität bedeutet dabei in zweierlei Hinsicht einen hohen Anspruch: Dabei geht es darum, von fremd bestätigter Identität und Intimität: „Ich zeige mich (sexuell) so, dass ich eine bestätigende Reaktion meines Partners erwarten kann“ zu selbst bestätigter Identität bzw. Intimität zu kommen: „Ich zeige mich (sexuell) so, wie es mir entspricht. Dabei nehme ich das Risiko in Kauf, dass mein Partner das Gezeigte nicht bestätigt bzw. schätzt.“ Jeder Partner löst mit seinem Verhalten eine Reaktion beim anderen aus und reagiert seinerseits auf das Verhalten des anderen. Die Aufmerksamkeit der Therapeutin gilt der emotionalen Dynamik beider Partner Im Paargespräch werden festgefahrene Muster identifiziert, ihr Ursprung und ihre ehemalige und gegenwärtige Funktion zu verstehen versucht und wie je beide daran beteiligt sind, diesen Umgangsmodus aufrecht zu erhalten – mit welchem vermeintlichen Nutzen. Typische Teufelskreise sind z.B.: Die erlebten Gefühle entsprechen oft nicht den ausgedrückten Gefühlen und umgekehrt. Ziele einer Paartherapie Die Paartherapie hilft die grundlegende Verletzlichkeit des jeweiligen Partners zu enthüllen und unterstützt die Person selbst, diese als ihre anzunehmen, sich dabei selbst in den Fokus zu nehmen und darüber sich und den anderen zu beruhigen. Blockaden und Selbstunterbrechungen (wie z.B. heftige Vorwürfe oder radikaler Rückzug), die dem direkten Gefühlsausdruck entgegenstehen werden erkannt und die Aufmerksamkeit wird auf das Mitgefühl für die negative Emotion gerichtet. Intimität und Nähe als Hauptinstrument der Affektregulierung eines Paares (wieder) herzustellen und damit die Fähigkeit, sich selbst und den Partner zu beruhigen ist wesentlich für den paartherapeutischen Prozess: Die Therapeutin hilft den Partnern zu ihren zugrunde liegenden Gefühlen durchzudringen und diese durch stärker identitäts- und bindungsorientierte Gefühle zu ersetzen. Zum Verstehen der negativen Muster und der die Exposition der negativen Gefühle kommt eine neue positive emotionale Erfahrung im eigenen Inneren oder mit dem Partner hinzu. Erfahrungsgemäß kann gerade diese korrigierend wirken und unangemessen negative Emotionen auflösen. Beispiel: ein Partner, der in seiner Kindheit sexuell missbraucht worden ist, hat gelernt, körperliche Nähe mit Angst zu assoziieren. In der Therapie kann der Patient dazu kommen, Wut über seine Verletzung zu empfinden und dabei die emotionale Unterstützung des Partners zu erfahren. Die Wut stärkt ihn und die einfühlsame Reaktion (wenn sie möglich ist) vermittelt der ehemals missbrauchten Person das Gefühl von Sicherheit, Bestätigung und Trost. Es fällt ihr nun leichter, ihre Angst und Scham zu überwinden und sie kann nun erkennen, dass Annäherung nicht unbedingt einen (sexuellen) Übergriff einleiten muss, sondern jetzt Nähe, Intimität und Sicherheit fördert. Das Paar bekommt Unterstützung dabei, seine Stärken in der Paarbeziehung wieder wahrzunehmen und darüber wieder “neu“ ins Gespräch zu kommen, um andere Lösungen entwickeln, „Teufelskreise“ in „Engelskreise“ verwandeln zu können. Die positiven Gefühle kommen zum Ausdruck und bilden eine Ressource guter Empfindungen, die den Konflikt entschärfen und Kräfte für neue Ideen frei setzen können. Wie läuft eine Paartherapie ab? Es hat sich als sinnvoll erwiesen, Paargespräche in größeren Abständen (2 – 3 Wochen) durchzuführen, u.a. damit das Paar Zeit und Gelegenheiten findet, das Erkannte im Alltag auszuprobieren und umzusetzen. Grundsätzlich geht der Weg der Paartherapie meist über die folgenden neun Behandlungsschritte (frei nach L. Greenberg *): *L.S. Greenberg, R.N. Goldman: Die Dynamik von Liebe und Macht, München 2010 Ergänzend werden Informationen gegeben, Protokolle der Paarsitzungen von beiden Partnern wärmstens empfohlen, Übungen bzw. Neues auszuprobieren vereinbart. Bei vielen Paaren reichen 3 – 10 Sitzungen. Bei einigen kann es – wenn gewünscht – erforderlich werden, den gesamten Prozess über eine längere Zeit (von einigen Monaten bis zu einem Zeitraum von mehr als einem Jahr) mitzugestalten. Dies wird in Abschnitten immer wieder neu reflektiert und vereinbart. Die Kosten Die Paargespräche schließen zu Beginn eine Diagnostik ein, in der ich mir ein Bild darüber verschaffe, ob bei einem oder beiden Partnern ggf. eine krankheitswertige Störung vorliegt, die vorrangig in einer – von der Krankenversicherung finanzierten – Einzeltherapie behandelt werden sollte. Ist dies der Fall wird geklärt, wer diese Behandlung übernehmen könnte, bevor sinnvoll Paargespräche durchgeführt werden können. Die Kosten für eine Paarberatung oder Paartherapie werden nicht von der Krankenversicherung übernommen.Weiterlesen
Um mit diesen heftigen Gefühlen umzugehen entwickelt ein Paar mit der Zeit seinen eigenen Stil, entwickelt Beziehungsmuster, die helfen, mit ihren jeweiligen Beziehungsängsten und -unsicherheiten umzugehen. Oft stecken Verluste und Kränkungen aus der Kindheit dahinter.
Die Partnerin macht damit ihr Identitätsempfinden und ihr Selbstwertgefühl nicht vom Partner abhängig. Diese selbstbestätigende Intimität ist ein greifbarer Ausdruck einer tragfähigen Beziehung zu sich selbst.
Dabei können “Teufelskreise” und konfliktträchtige Muster entstehen.Weiterlesen
ein schuldzuweisender oder fordernder Partner trifft auf einen abwehrenden, sich distanzierenden Partner. Der sich Zurückziehende vermeidet Nähe, um sein selbst zu schützen, Nähe vermittelt ihm nicht Beruhigung sondern bedroht ihn
ein dominierender, kontrollierender oder die Realität definierender Partner trifft auf einen Partner, der sich fügt und unterordnet. Wird die Position des dominanten Partners infrage gestellt, kommt es zum offenen Konflikt.
Ein sich übermäßig betätigender Partner sieht seine Kontrollposition bedroht und versucht deshalb, die Situation zu beherrschen, der weniger aktive Partner dagegen hat Angst zu versagen und übernimmt lieber keine Verantwortung.
Beispiel: das Kerngefühl eines Partners kann Angst sein, während er sich wütend verhält (und sich scheut, sich in seiner Angst dem anderen zu offenbaren) oder dass ein Partner Ängstlichkeit ausdrückt, wenn er im Grunde Wut empfindet, die er bei sich selbst nicht wahrnimmt oder sich nicht zu zeigen traut.Weiterlesen
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