Einzeltherapie

„Worauf es ankommt, ist (…) vor allem aber, dass bei der Entdeckung der Wahrheit der Mensch sich selber ändert…“ Erich Fromm

 

In der Einzeltherapie steht der Patient im Mittelpunkt der Therapie

Im Verlauf seiner Geschichte hat ein Patient Schmerz, Kränkungen, Bedrohungen und negative Gefühle erfahren, die er – nicht immer bewusst – wieder zu erleben fürchtet.

Also hat er eine Abwehr entwickelt, die ihn vor diesen heftigen negativen Gefühlen schützt. Diese Bewältigungsform hat ursprünglich einmal Sinn gemacht, kann aber im Lebensverlauf zu einem Hindernis werden – wie z.B. zu genereller Unsicherheit, aggressiven Impulsdurchbrüchen, einer Angststörung oder depressiven Verstimmungen führen.
Davon kann sich der Patient dann deutlich bestimmt oder eingeschränkt fühlen in seinem Können, Dürfen oder Wollen, in seinem gesamten Erlebens- und Handlungsspielraum und der Gestaltung seiner Kommunikation und in seinen Beziehungen.

Beispiel: wer sich als Kind langjährig überforderter, hochgestresster Eltern übersehen und unsicher fühlte, hat eine vermeintliche Sicherheit gezielt in einem Verhalten gesucht, z.B. besonders entgegen kommend zu sein und gute Leistung zu bringen, um sich der Anerkennung durch die Eltern möglichst sicher sein zu können. Als Erwachsener in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz kann dies ein Verhalten werden, bei dem die eigenen Bedürfnisse übergangen – manchmal sogar das Eigene verleugnet wird. Die Konflikte und die körperlichen Beschwerden sind vorprogrammiert. Es kann zur Entwicklung von Symptomen kommen, die oft einen unzulänglichen, eher Kind-gemäßen Umgang mit diesen Konfliktfeldern bedeuten.

Die Aufmerksamkeit der Therapeutin gilt ihm und der Art seiner Beziehungen zu anderen Menschen

Die Therapie beschäftigt sich damit, was der Patient erlebt und wie er sich verhält. Viele Patienten sind sich nicht klar darüber, was ihre zu Grunde liegenden unbefriedigten Bedürfnisse, Sehnsüchte und vor allem Ängste sind, w a s sie w i e fühlen und wie sie häufig auf andere wirken. Damit erleben sich manche als Opfer ablehnender und feindseliger anderer und erkennen zu wenig die eigenen Anteile.

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Dem Patienten kann mithilfe der Therapie bewusst werden, dass er zwar  auf die auslösende Situation reagiert („eigentlich war es nur eine Kleinigkeit“), aber dass diese für ihn nur scheinbar wie die Ursache wirkt. Er mag sehr gut nachvollziehbare Gründe dafür haben, immer wieder z.B. mit Minderwertigkeitsgefühlen  oder Wut zu reagieren, aber im Zuge der therapeutischen Arbeit muss er dies nicht mehr „automatisch“ tun. Er kann über das Verständnis seiner Verletzlichkeit und  das Erkennen seiner  Schutzmechanismen allmählich alternative  Möglichkeiten entwickeln, die ihm bisher unzugänglich waren.  In der Therapie wird die  Aufmerksamkeit  mehr auf seine Körpersignale,  seine Phantasien und seine oft widersprüchlichen Motive gerichtet, die ihn bisher  verwirrt haben können.  Dabei  kann der Patient seinen Ängsten,  seiner Scham, seinen oft unberechtigten Schuld-Gefühlen und seinen  Sehnsüchten begegnen. Er kann seine zugrunde liegenden Bedürfnisse und Motive in einem anderen, mehr akzeptierendem Licht verstehen und diese zwischenmenschlich verträglicher  zum Ausdruck bringen –  dies zunächst  im Gegenüber zur Therapeutin, später signifikanten Anderen gegenüber.

Je nach Beschwerdebild wird das Behandlungskonzept methodisch und behandlungstechnisch auf die innere Situation des Patienten abgestimmt. Dementsprechend finden die Therapietermine 1 – 3 x pro Woche statt.

Wie läuft eine Einzeltherapie ab?

Nach dem telefonischen Erstkontakt innerhalb meiner Sprechzeiten kommt es zum persönlichen Erstgespräch (50 Minuten) in meiner Praxis. Es dient dem Kennenlernen und der Abklärung, ob Sie eine behandlungsbedürftige Krankheit oder Störung haben.

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Wenn Sie sich nach dem ersten Gesprächstermin noch nicht sicher sind, ob Sie die richtige Psychotherapeutin gefunden haben, können Sie noch weitere Sitzungen vereinbaren oder auch andere Psychotherapeuten aufsuchen. Für diese ersten Gespräche haben Sie in der Regel 4 Sitzungen Zeit. Diese ersten Treffen nennen sich „probatorische Sitzungen“. Für diese Sitzungen übernehmen die Krankenkassen auf jeden Fall die Kosten. Damit die Psychotherapeutin beziehungsweise der Psychotherapeut diese abrechnen kann, müssen Sie nur Ihre Krankenversicherungskarte mitbringen. Eine Überweisung vom Hausarzt ist nicht nötig. Sie müssen zu diesem Zeitpunkt auch noch keinen Antrag an die Krankenkasse stellen.

Ist die Diagnostik, in die ich auch einen ausführlichen Fragebogen zu Ihrer Lebensgeschichte einbeziehe, weitgehend abgeschlossen und sind wichtige Fragen zur Zusammenarbeit geklärt, werde ich Ihnen eine bestimmte Behandlung vorschlagen, diese erläutern und Sie über Alternativen informieren, mit Ihnen möglicherweise auch die Vor- und Nachteile einer zusätzlichen Behandlung mit Medikamenten besprechen und die Ziele der Behandlung vereinbaren.

Für Ihre Behandlung, die erst nach den probatorischen Sitzungen beginnt, müssen Sie einen Antrag bei der Krankenkasse stellen. Die Krankenkasse muss den Antrag genehmigen, bevor Sie mit der Behandlung beginnen können. Nur für eine genehmigte Behandlung übernimmt die Kasse die Kosten.

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Das Antragsformular sowie weitere Informationen bekommen Sie von Ihrer Psychotherapeutin, die Ihnen beim Ausfüllen des Antrags hilft.
Ich benötige auf jeden Fall Ihre Unterschrift. Psychotherapeuten müssen für eine längere Psychotherapie in einem Bericht begründen, warum sie bei Ihnen eine Behandlung für notwendig halten. Dieser Bericht wird von einem Gutachter, der selbst Psychotherapeut ist, überprüft („Gutachterverfahren“). Die Krankenkasse bekommt diesen Bericht nicht zu lesen. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten, können Sie mit der Psychotherapie beginnen. Lehnt der Gutachter den Antrag ab, können Patient und Psychotherapeut gemeinsam Widerspruch einlegen und ein Obergutachten anfordern.

Bei Kurzzeittherapien, die bis zu 24 Therapiesitzungen umfassen, wird in aller Regel auf das Gutachterverfahren verzichtet. Hierfür müssen Sie aber ebenfalls einen (kurzen) Antrag an die Krankenkasse stellen.

Sie sollten sich auf eine Behandlungsdauer von einigen Monaten bis zu mehr als einem Jahr einstellen, in der Sie mindestens einmal pro Woche eine 50-minütige Sitzung bei Ihrer Psychotherapeutin, bei einer analytischen Psychotherapie (s.u.) 2 – 3 Sitzungen pro Woche haben. Psychotherapie ist eine kontinuierliche Arbeit an der eigenen Entwicklung über einen bestimmten Zeitraum. Die Dauer und die Frequenz der Sitzungen einer Psychotherapie kann je nach Krankheit und Schweregrad sehr unterschiedlich sein.

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In der ersten Arbeitsphase geht es darum, dass Sie Ihre Erkrankung besser verstehen, dass Sie eine genauere Vorstellung davon bekommen, was in der Behandlung passieren wird, und dass Sie eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihrer Psychotherapeutin entwickeln. Die Psychotherapeutin sucht gemeinsam mit Ihnen nach Ursachen und Auflösung der drängendsten Konflikte und Beschwerden.

In der mittleren Phase der Therapie, die den größten Teil der Behandlung ausmacht, geht es darum, sich mit Ihren konkreten Problemen in Ihrem aktuellen Leben und vielleicht noch unbewussten Konflikt-Mustern auseinanderzusetzen und neue Wege zu finden, sie zu bewältigen. Sie verstehen Ihre Probleme besser und lernen, Ihre „typischen Muster“ zu erkennen und zu verändern. Sie probieren ungewohnte Verhaltensweisen aus und machen neue Erfahrungen. Vielleicht trauern Sie auch um erlittene Verluste, Vergebliches und fremdbestimmte Veränderungen oder es gelingt Ihnen, unterdrückte Gefühle zuzulassen, ihnen Ausdruck zu verleihen und eine Richtung zu geben. In dieser Therapie-Phase kann es vorübergehend sogar zu fruchtbaren Krisen kommen, denn Änderung geschieht oft durch eine Krise im Rahmen der Therapie.

Die Schwerpunkte und Inhalte der Psychotherapie werden individuell sehr verschieden sein, je nachdem was Sie erlebt haben, welche Lösungsstrategien Sie bisher entwickelt haben, welche Phantasien Sie begleiten, welche Fähigkeiten Sie mitbringen und welche Herangehensweise Ihnen entspricht. Ihre Psychotherapeutin wird Ihnen auch zeigen, wie Sie sich zukünftig selbst helfen können, indem Sie belastende Situationen besser erkennen und so mit ihnen umgehen können, dass Sie davon nicht krank werden müssen.

Eine erfolgreiche Therapie erkennen Sie daran, dass es Ihnen mit der Zeit tatsächlich besser geht, die Beschwerden nachlassen und Sie sich Ihrer eigenen Kräfte wieder bewusster sind. Gute Psychotherapeuten arbeiten mit Ihnen nicht länger als notwendig und machen sich selbst am Ende überflüssig. Die Wirksamkeit einer Therapie hängt davon ab, dass Sie das Gute einer Therapie aufnehmen, sich zu Eigen machen, „behalten“ und immer besser auch ohne therapeutische Beziehung in Ihrem Leben zur Wirkung kommen lassen können.

Der Abschluss einer Therapie bedeutet immer auch einen Abschied. Die Psychotherapeutin war für Sie wahrscheinlich eine Zeit lang eine wichtige Person. Vielleicht empfinden Sie das Ende der therapeutischen Beziehung als einen Verlust. Es kann sinnvoll sein, dieses Thema in den letzten Therapiestunden zu besprechen und sich mit den damit verbundenen Gefühlen in Verbindung zu früheren Erlebnissen auseinanderzusetzen. In der letzten Phase der Behandlung geht es darum, Sie auf Ihre weitere Zukunft vorzubereiten.
Eine Therapie schafft natürlich nicht alle Probleme aus der Welt. Das Leben wird auch danach weiter auf und ab gehen. Daran kann auch eine Psychotherapie nicht viel ändern. Ein Unterschied wird Ihnen aber womöglich auffallen: Das Rauf und Runter macht Ihnen nicht mehr so viel aus. Sie bemerken negative Veränderungen früher und sind eher in der Lage, ihnen aktiv entgegenzusteuern.

vgl. Website der Bundespsychotherapeutenkammer:
http://www.bptk.de/patienten/wege-zur-psychotherapie/was-passiert-in-einer-psychotherapie.html

Die Kosten

Grundsätzlich werden die Kosten für eine Psychotherapie übernommen, wenn eine entsprechend belegte Notwendigkeit und Indikation vorliegt, insbesondere für die drei nachfolgend aufgeführten Verfahren*. Diese werden sowohl von der gesetzlichen als auch von der privaten Krankenversicherung in einem definierten Rahmen getragen.

*Als psychotherapeutische Behandlungsverfahren sind derzeit als so genannte „Richtlinienverfahren“ zugelassen die Analytische Psychotherapie AP, die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie TP und die Verhaltenstherapie VT.

In meiner Praxis biete ich die beiden Verfahren an, die unter dem Dach „Psychodynamische Psychotherapie“ angesiedelt sind, als Einzeltherapie und im Gruppensetting.
Dabei wird je nach Verfahren stärker im Hier und Jetzt oder im Dort und Damals gearbeitet, die Stundeninhalte sind je nach Verfahren strukturierter (Technik: Fokussierung) oder unstrukturierter (Technik: freie Assoziation) und die Analytikerin greift jeweils auf eine stärker aktive oder eher zurückhaltende Behandlungstechnik zurück.

Psychodynamische Psychotherapie

„Wer nach außen schaut, träumt, wer nach innen schaut, erwacht“ Carl Gustav Jung

Psychodynamische Psychotherapie PP fungiert als Oberbegriff für die tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapien TP und die psycho-analytischen Therapien AP, die mit ihrer Persönlichkeits-, Krankheits- und Behandlungs- bzw. Veränderungstheorie aus der Psychoanalyse erwachsen sind, sich mittlerweile allerdings weiterentwickelt und erheblich diversifiziert haben. Im Rahmen der Psychotherapie-Richtlinien werden sie als „psychoanalytisch begründete Verfahren“ bezeichnet.

„Die Behandlungsprinzipien der PP bestehen in einer Bearbeitung lebensgeschichtlich begründeter unbewusster Konflikte und krankheitswertiger psychischer Störungen in einer therapeutischen Beziehung unter besonderer Berücksichtigung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand. Dabei wird je nach Verfahren stärker im Hier und Jetzt oder im Dort und Damals gearbeitet, die Stundeninhalte sind je nach Verfahren strukturierter … oder unstrukturierter … und der Therapeut greift jeweils auf eine stärker aktive oder eher zurückhaltendere Interventionstechnik zurück.“ (Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie nach §1 PsychThG 2004)

TP und AP verbindet, dass sie Symptome als Ausdruck und ungeeignete Lösungsversuche von latenten, oft unbewussten Konflikten ansehen. Der Mensch wird verstanden als ein Konflikt-Wesen, das Konflikte wie diejenigen zwischen Bindung und Eigenständigkeit, zwischen Nähe und Distanz, zwischen Versorgung und Autonomie, zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Egoismus und Altruismus immer wieder neu im Leben bewältigen muss. Die wichtigsten Bewältigungs-Muster werden in der Kindheit erworben und gebahnt. Niemand kann alles, jeder hat seine Kompensationsmechanismen und seine Schwachstellen. Darum kann jeder Mensch im Laufe seines Lebens auch einmal erheblich überfordert sein mit der Bewältigung persönlicher oder gesellschaftlicher Herausforderungen und Symptome entwickeln, unter denen er leidet. Psychodynamische Psychotherapie arbeitet nicht nur an den Symptomen – das natürlich auch -, sondern immer auch an diesen Konflikt- und Beziehungsmustern und den Entwicklungs-Defiziten, die als „Struktur-Problematik“ bezeichnet werden, d.h. hier geht es z.B. um das Nach-Entwickeln bestimmter Fähigkeiten wie z.B., sich selbst mit seinen Motiven und Wünschen zu verstehen, die eigenen Affekte zu steuern, sich in Beziehungen zu anderen differenziert zu erleben, eigene Wünsche adäquat zum Ausdruck zu bringen und sich von den Wünschen anderer erreichen zu lassen uvm.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie TP

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist ein Verfahren der psychodynamischen Psychotherapie. Sie hat wegen der außerordentlich flexiblen Einsatzmöglichkeiten ein breites Indikationsspektrum und kommt heute ganz überwiegend zur Anwendung. Vom Rahmen her unterscheidet sie sich von der analytischen Psychotherapie durch eine kürzere Behandlungsdauer, weniger Sitzungen (1-2 pro Woche) und einer Gesamtdauer von bis zu 100 Stunden. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie konzentriert sich auf fokale, umschriebene Konflikt-und Belastungssituationen der Gegenwart, die unter deutlicher Strukturierung in der Therapie bearbeitet werden.

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Der Schwerpunkt der Behandlung liegt im gegenwärtigen Erleben des Patienten, im „Hier und Jetzt“ gegenüber dem „Dort und Damals“, wobei aktualisierte Aspekte aus der Biografie und vergangener Beziehungs- und Konflikterfahrungen punktuell in die Gegenwart einbezogen werden. Wie die analytische Psychotherapie berücksichtigt auch die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie die Grundannahmen psychodynamischer Therapie: die Wirksamkeit früherer Konflikte im aktuellen Erleben und Verhalten des Patienten und seine musterhaft ausgebildeten Abwehrhaltungen sowie die aktuelle Wirksamkeit intrapsychischer und interpersoneller Schutzhaltungen des Patienten (sogenannte “Widerstände”) auch gegenüber der Therapeutin, um größeren Schwierigkeiten auszuweichen.
Die Verhaltensänderung im Leben des Patienten erfährt hier eine stärkere Aufmerksamkeit. Diese kann mit einer Vielzahl von Behandlungstechniken und Methoden erreicht werden.

Beispiele: Der Patient, der in seinem Alltag eher wenig für ihn Bemerkenswertes erlebt, wenn er z.B. über sich sagt: „ich weiß nicht, ich fühl da nix Besonderes, ist alles normal!“ wird mit verschiedenen Methoden dabei unterstützt, seine Gefühle, seine Reaktionen auf andere Menschen und Ereignisse deutlicher wahrzunehmen und zu aktivieren bevor er sie überhaupt zum Ausdruck bringen kann. Ein anderer Patient, der oft überflutet ist von seinen Gefühlen und Impulsen bekommt Unterstützung dabei, sich und seine Affekte besser regulieren zu können, bevor er damit in sich und in seinen Beziehungen zu ihm wichtigen Menschen Störungen mitverursacht.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie wird durchgeführt als Krisenintervention, als Kurzzeittherapie mit etwa 25 Sitzungen oder Langzeittherapie mit bis zu 100 Sitzungen in mehreren Verlängerungsschritten.
Diese Therapieform ist geeignet für Patienten, deren Störung oder Teil-Störung gut eingrenzbar ist und die sich auf diese Bearbeitung fokussieren können oder wollen.
Jedem Patienten wird ein differential-indikatorisches, das bedeutet ein zu seiner Erkrankung, seiner Motivations- und Persönlichkeitsstruktur und zu seinen Ressourcen passendes Therapieangebot gemacht. Die Entscheidung für eine der vorgestellten Therapieformen wird mit dem Patienten eingehend besprochen.

Analytische Psychotherapie AP

Die analytische Psychotherapie im klassischen Setting (der Patient liegt auf der Couch, die Analytikerin sitzt schräg hinter seinem Kopf) ist die ältere Form psychodynamischer Psychotherapie. Die analytische Psychotherapie ist nicht primär auf die Behandlung eines Symptoms ausgerichtet, sondern darauf, die zugrunde liegenden Ursachen, die strukturelle Störung und/oder den unbewussten Konflikt aufzulösen.

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Dies geschieht zunächst in der Beziehung zur Therapeutin – hier werden Übertragung und Gegenübertragung (s.u.) genutzt, was bedeutet, dass sich der Konflikt auch in der Beziehung zur Analytikerin konstelliert und verstanden wird – und in den Beziehungen, die der Patient in seinem Alltag hat.

Dazu ist in der Regel die Bearbeitung der jeweiligen dem Patienten eigenen Konstruktionsmuster der Wirklichkeit erforderlich, die insbesondere in der therapeutischen Beziehung selbst erfolgt. Die Behandlungsprinzipien bestehen in einer Bearbeitung lebensgeschichtlich begründeter unbewusster Konflikte und krankheitswertiger psychischer Störungen in einer therapeutischen Beziehung zur Analytikerin. Jeder einzelne hat eine innere Welt, die zu einem größeren Teil nicht nur unbewusst ist, sondern auch vermieden oder verleugnet ist: die Beziehungen zu anderen, besonders zu den signifikanten Anderen ist geprägt von Bedürfnissen und Sehnsüchten, Bildern und Wünschen, über die sich viele nicht im Klaren sind. Eine Frau oder ein Mann zu sein ist das Ergebnis eines komplexen Prozesses; niemand hat einfach nur das eine oder andere Geschlecht, sondern ist in seiner Identität geprägt von Elternbildern, kulturellen und gesellschaftlichen Mythen. Der Patient belebt und erlebt seine Störungen im „Außen“ in seinem Alltag, seiner Arbeitswelt, seiner Familie, nun im „Innen“ in der Beziehung zur Analytikerin, damit sie von dorther, gewissermaßen unter einer Lupe, aufgelöst werden können. Das ist in dieser Form einzigartig.

Dabei spielen vier wesentliche Konzepte eine Rolle: die „Übertragung“ (eigener Erlebensmuster des Patienten auf die Person der Analytikerin, die ihr wie einer „Kleiderpuppe“ übergezogen werden), die „Gegenübertragung“ (das was die Analytikerin erlebt, wenn sie das vom Patienten Entgegengebrachte aufnimmt, und wie sie innerlich darauf reagiert, um es zu reflektieren bzw. zu analysieren), die „Regression“ als ein Zurückgehen in kindliche oder jugendliche Zustände, „states“, und der sogenannte „Widerstand“ (das, was den Patienten und /oder die Analytikerin auf den ersten Blick schützt z.B. ein heikles Thema nicht anzusprechen aber den Therapiefluss hindert). Diese vier Konzepte werden im Behandlungsverlauf von der Analytikerin stets mitgefühlt, mitgedacht und fließen in ihr therapeutisches Handeln ein.

Als Technik der klassischen analytischen Psychotherapie wird hier vornehmlich das freie Assoziieren und die Traumbearbeitung im Couch-Setting eingesetzt. In meiner Praxis arbeite ich inzwischen zwar selten mit diesem Verfahren, weil es oft zeitaufwändig und unwirtschaftlich ist, angesichts dessen was mit alternativen Verfahren auch erreicht werden kann. Aber es gibt nach wie vor Patienten, denen in dieser Form am zweckmäßigsten und wirtschaftlichsten zu helfen ist.

Die analytische Psychotherapie ist besonders für diejenigen Patienten geeignet, die sich globaler beeinträchtigt fühlen in ihrem Bezug zu sich selbst, ihrem Erleben in nahezu sämtlichen Beziehungen und Lebensfeldern und in ihrem Verhalten, das immer wieder zu Konflikten oder Verstrickungen mit anderen Menschen führt. Es ist geeignet für diejenigen, die aufgrund einer umfangreichen, chronifizierten und hartnäckigen Symptombildung eine weitgehende Neuorientierung benötigen, ein grundlegendes Verstehen ihrer Lebensführung, des eigenen Gewordenseins als Reaktion auf die sie umgebenden Bedingungen, der im Verlauf der Kindheit erlernten unbewussten Erlebens- und Verhaltensmuster und dem Ursprung ihrer Schwierigkeiten. Diese Personen könnten z.B. über sich sagen: „ich komme mit mir und meinem Leben überhaupt nicht mehr klar, nirgends. Ich weiß gar nicht genau, warum eigentlich und wo ich anfangen soll!“
Sie suchen und brauchen auch oftmals umfassende Veränderungen. Da das menschliche Seelenleben äußerst kompliziert und in weiten Teilen unbewusst ist, braucht man für solche Behandlungsziele einen größeren Zeitrahmen. Dieser Rahmen mit 2 – 3 Stunden pro Woche macht ein sehr intensives Arbeiten möglich.
Ziel der Analytischen Psychotherapie ist das Aufdecken, Durcharbeiten und die Lösung unbewusster Konflikte durch eine konzentrierte Arbeit in und an der Übertragung auf die Analytikerin in oft regressiven Zuständen. Eine AP ist regelhaft mit Krisen verbunden, die sich ebenfalls in und an der therapeutischen Beziehung aktualisieren. Dies verhilft dem Analysanden zunehmend zu konstruktiven und kreativen Verhaltensveränderungen, zu verbesserter Beziehungsfähigkeit sich selbst und anderen Menschen gegenüber und damit zu positiven Persönlichkeitsveränderungen.
Die analytische Psychotherapie ist angewandte Psychoanalyse, wie sie im Rahmen der sozialgesetzlichen Vorgaben als Kassenleistung und meist in Anlehnung an diese, auch von Privaten Versicherungen bei entsprechend belegter Notwendigkeit und Indikation (in einem Antragsverfahren nachzuweisen) übernommen wird.

Modifizierte Analytische Psychotherapie mod. AP

Besonders bei schwereren seelischen Störungen wie sogenannten Persönlichkeitsstörungen, Strukturellen Störungen und komplexen Trauma-Folgestörungen ist eine Arbeit an der Persönlichkeitsstruktur des jeweiligen Patienten erforderlich, die eine höhere Stundenzahl und einen längeren Zeitraum erfordert als ein deutlich umrissener Konflikt wie in der TP. Andererseits ist eine ausgeprägte Regression in der Beziehung zur Analytikerin – wie in der klassischen psychoanalytischen Behandlung – oft schädlich. Meist geht es eher um eine Förderung der zu wenig entwickelten „erwachsenen“ Seiten eines Patienten. So arbeite ich meist mit analytischer Psychotherapie in modifizierter Form im Sitzen, um therapieverlängernde starke Abhängigkeiten von der Therapeutin (die sog. „Regressionsneigung“) zu vermeiden und stimme das Behandlungskonzept mit verschiedenen Behandlungs-Methoden und -techniken je nach dem Patienten und seinen Störungen individuell ab.

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Im Zuge meiner jahrzehntelangen Erkundungen anderer Verfahren, Methoden und Techniken habe ich meine Haltung gegenüber den Patienten verändert. Es liegt mir mehr, mich für das „Wie“ des Erlebens oder Tuns und die Konsequenzen, die ein Patient demzufolge lebt, zu interessieren. Diese Zusammenhänge schaue ich mir mit dem Patienten auf Augenhöhe an und hinterfrage sie mit der therapeutischen Haltung des Noch-Nicht-Wissens.
Die Grundgedanken des psychodynamisch geprägten Menschenbildes und der Krankheitslehre habe ich dabei nicht verlassen. Sie laufen im Hintergrund als meine Grund-Hypothesen stets mit.